HOMESTORY: STALL ENGELMANN


Qualität ist oberstes Gebot

Junge Pferde anreiten und auf ihre ersten Prüfungen vorbereiten ist eine ganz spezielle Aufgabe. In dieser Phase wird die Grundlage gelegt. Für den späteren Erfolg eines Pferdes, aber auch dafür, wie vertrauensvoll ein Pferd sich auf die Arbeit einlässt. Sandra Engelmann hat offensichtlich ein besonders gutes Händchen für die Ausbildung junger Pferde.

Sandra Engelmann mit Ihrem Sohn, der schon fleißig seiner Mutter nacheifert!

Drei Jahre in Folge stellte sie die Siegerstute bei der Mela vor. In diesem Jahr war es der Bronzerang und Rang Vier, die zwei der von ihr vorgestellten Stuten belegten, außerdem wurden 4 Stuten die Staatsprämie verliehen und das von ihr vorgestellte Deutsche Reitpony wurde Siegerstute in ihrer Rasse. Wer so zuverlässig Erfolge in Serie verbuchen kann, darf zu Recht stolz sein auf seine Arbeit. Doch die bescheidene Ausbilderin sieht in den positiven Ergebnissen ihrer Schützlinge schlicht und ergreifend eine Bestätigung ihres Konzeptes. Das basiert darauf, dass alle ihr Bestes geben müssen, alle Bereiche optimal gestaltet sind.

Das Team ist sehr, sehr wichtig
„Am Ende ist es so: der ganz große Erfolg entsteht nur aus der Gesamtheit der Dinge" bringt es Sandra Engelmann auf den Punkt. Der Angestellte, der morgens und abends Heu und Hafer füttert und der Lehrling, der das Pferd pflegt und zum Auslauf führt, gehören genauso dazu wie Hufschmied, Tierarzt, Physiotherapeutin und der Vorführer auf den Schauen. Die zweifache Pferdewirtschaftsmeisterin ist davon überzeugt, dass nur ein gut miteinander arbeitendes Team, bei dem jeder seine Tätigkeit verantwortungsbewusst ausführt, optimale Bedingungen für ein Pferd schaffen kann: „Heute gehört so viel mehr dazu als früher. Es ist eine Kombination aus allen, die perfekte Leistung bringen. Und ja, es ist immer nur aus der Gesamtheit heraus, dass man diesen Erfolg hat. Sobald etwas fehlen würde, hätte man schon Probleme und könnte diese Qualität nicht liefern." Dieses Konzept versucht sie auch den Lehrlingen beizubringen und den Kunden zu vermitteln. „Qualität ist unser oberstes Gebot" so die geborene Mecklenburgerin, die in diesem Jahr ihren 40ten Geburtstag gefeiert hat. Natürlich darf kein Stroh in die Boxen, das schimmelt. Bei Regen werden die Pferde eingedeckt bevor sie auf die Weide gehen und wenn es notwendig ist, werden die Pferde geschoren. Selbstverständlich ist auch, dass der Hallenboden gute Qualität hat und jeden Morgen geschleppt wird. Service ist absolut notwendig. Und genau den wissen die Kunden, die Sandra Engelmann und ihrem Team Pferde anvertrauen auch zu schätzen.

Ausbildung junger Pferde als Schwerpunkt
Das Training junger Fferde stand nicht von Beginn an im Fokus. „Das hat sich entwickelt" erinnert sich Sandra Engelmann, die ihre Ausbildung bei Frank Agne in Schleswig-Holstein absolviert hat „Man hat im Laufe der Zeit viele verschiedene Herausforderungen angenommen. Junge Pferde, Korrekturpferde, M-Springen, das macht man einfach. Jedes Pferd ist eine neue Herausforderung, egal ob beim Anreiten oder beim Springreiten. Gerade heutzutage sind die Pferde ja sehr sensibel und intelligent, so dass man sich viele Gedanken machen muss." Grundlage ist immer der Gedanke, wie komme ich diesem Pferd am besten entgegen, damit es die Sachen lernt und sich gut zurecht findet. Das gilt für junge Pferde ebenso wie für ältere, die bereits Erfahrung unter dem Sattel haben. Bei jungen Pferden, die in den Stall kommen um angeritten zu werden, gilt es aber noch umsichtiger vorzugehen, und die Zeit der Eingewöhnung besonders aufmerksam zu begleiten.

Ein wichtiger Schritt im Leben eines Pferdes
„Wenn wir die Pferde hier her bekommen sind sie wie Kinder, die das erste Mal von zuhause weggehen. Da spielt Heimweh eine Rolle, manche fressen nicht, einige sind todtraurig, für andere braucht es Zeit sich an die neuen Leute zu gewöhnen. Dazu kommt die Arbeit, die sie machen müssen und die vollkommen neu ist." Um den Pferden diese Umstellung zu vereinfachen, macht sich die Trainerin sehr viele Gedanken und erwägt verschiedene Lösungen. Die große Anzahl an Pferden, die jedes Jahr im Stall trainiert wird, hat einen reichen Erfahrungsschatz vermittelt. „Weil wir so viele Pferde haben und wir schon so oft Lösungen finden mussten, können wir uns schnell auch auf sehr sensible oder schwierige Pferde einstellen. Am Ende, so sieht es die für den Reitverein Weitenhagen startende Reiterin, ist sie darauf angewiesen, dass sich die Pferde in ihrem Stall gut zu Recht finden, mit dem Rhythmus und der Arbeit, sonst würden die Ergebnisse nicht erzielt. Denn: hat ein Pferd keine Freude an der Arbeit, oder fühlt es sich nicht wohl, wird es nie Höchstleistungen bringen, auch wenn es Talent und Bewegungspotenzial mitbringt.

Sandra Engelmann ist auch erfolgreich auf Körungen

Die erste Zeit im Stall Engelmann
Ganz wichtig ist es der Ausbilderin vor allem in den ersten Tagen sich ganz in Ruhe mit den Pferden zu beschäftigen, ganz ohne Druck auszuüben. Das Programm für die Neulinge im Stall ist sehr einfach: in der Halle spazieren gehen, auf der Koppel laufen, sich an Menschen und Umgebung gewöhnen. Diese Punkte sind Sandra Engelmann ganz besonders wichtig. Dann wird mit der Arbeit begonnen. Ganz langsam. Ruhig und spielerisch. Ein bisschen putzen und Füße hochheben. Eventuell lockeres Training mit der Longe. Druck wird in dieser Phase auf keinen Fall ausgeübt. Einfühlungsvermögen ist jetzt gefragt:„ Man muss abwarten, bis sie einem die Hand reichen und sagen, so wir sind angekommen, jetzt kann es losgehen. Das ist sehr, sehr wichtig." Geht man zu diesem Zeitpunkt zu schnell weiter, entwickeln die Pferde eventuell starken Muskelkater, dann verbindet das Pferd eher negatives mit der Arbeit und entwickelt Unmut gegenüber dem Training. Etwas, das Sandra Engelmann unbedingt vermeiden möchte.

Geduld spielt eine große Rolle
Jedes Pferd hat seinen eigenen Zeitpunkt, weiß die Ausbilderin. „Manche sind eine Nacht hier und sind am nächsten Tag ok. Und manche wirbeln zwei Wochen in den Boxen herum, rennen auf der Koppel hin und her. So hat jedes Pferd seine Zeit, die es braucht." Dabei ist interessant festzustellen, so Sandra Engelmann, dass am Ende im Prinzip alle jungen Pferde fast gleich viel Zeit benötigen um ein ähnliches Niveau in der Ausbildung zu erreichen. Was zum Teil auch mit der Entwicklung von Kraft und Kondition zu tun hat. Ihre Erfahrung zeigt, dass es Pferde gibt, auf die sich die Reiterin bereits nach drei Wochen setzen kann, während andere Pferde sechs oder sieben Wochen benötigen um diesen Schritt zuzulassen. Am Ende sind es trotzdem bei allen Pferden etwa vier, fünf Monate bis sie bereit sind für eine Stutenleistungsprüfung. „Es ist nicht so, dass die Stuten die am Anfang länger brauchen, später mit der Entwicklung hinterher hinken. Diese Stuten lernen dafür später schneller. Das haben wir lernen müssen. Am Anfang denkt man vielleicht oh je, die Zeit läuft, wir müssen uns mal beeilen. Doch gerade weil die Pferde heute sehr sensibel und intelligent sind, muss man sich die Zeit nehmen. Es bringt nichts Druck zu machen und schnell vorwärts kommen zu wollen." An diesem Punkt ist es wichtig, dass der Pferdebesitzer Verständnis hat und dem Ausbildungsteam vertraut, wenn es heißt: Es ist der richtige Weg noch einmal zwei, drei Wochen zu warten. Und erst später den nächsten Schritt zu machen, wenn noch mehr Sicherheit im Pferd ist, noch mehr Vertrauen. „Was wir festgellt haben ist, dass sie alle irgendwann kommen und arbeiten und wir Leistung abrufen können. Und je weniger Druck man macht, umso mehr erreicht man mit 3-jährigen Pferden.

Familie

Schwerpunkt Stutenvorbereitung
Als Hauptschwerpunkt im Bereich der Berittpferde hat sich in den letzten Jahren die Vorbereitung junger Stuten auf die Stuteneintragungen und Stutenleistungsprüfungen heraus kristallisiert. Etwa zehn Stuten sind es Jahr für Jahr, die im Stall Engelmann auf diese Prüfungen vorbereitet werden. Nicht immer schaffen alle den Weg. Ziel ist immer, dass die Stuten die Bedingungen für die Mela erfüllen und sie dort präsentiert werden können. In diesem Jahr hat Sandra Engelmann einen Rekord zu verbuchen. Sie und ihr Team haben insgesamt acht Stuten auf der Mela vorgestellt, sieben Warmblutstuten und eine Ponystute. Eine derart stolze Anzahl an Pferden, die auf der Mela zu versorgen, zu pflegen und zu betreuen ist, kann nur deshalb herausgebracht und gezeigt werden, weil auf das Team hundertprozentig Verlass ist. Zum Team gehören neben den beiden Auszubildenden Vivian Stüdemann und Steve Krebstadt auch Bereiterin Sandra Eckert und Stallmitarbeiterin Claudia Asam. Nicht nur auf den Veranstaltungen geht nichts ohne die Leute im Hintergrund. Auch auf der Anlage in der Nähe von Greifswald sorgt die kleine Mannschaft dafür, dass alle Bedingungen für die Pferde optimal sind. Ihre Angestellten Sandra Engelmann wichtig. Ohne das Team würde nichts funktionieren. Schließlich sind es die Angestellten, die Tag für Tag Im Hintergrund zum Wohlgefühl und damit auch der Entwicklung der Pferde beitragen.

Anlage Die Anlage
Nachdem Sandra Engelmann Ihre Meisterprüfung abgelegt hatte, verbrachte sie ein halbes Jahr als Bereiterin in den USA. Um Erfahrungen zu sammeln. Doch schon damals war das Hauptziel klar: „mich in der Nähe von Greifswald selbständig zu machen“. Der Schritt in die Selbständigkeit folgte im August 2003 mit der Übernahme der Anlage in Weitenhagen. Los ging es mit 20 Pferden. Heute stehen rund 50 Pferde hier. Seit Sandra Engelmann die Anlage gekauft hat, sind ein Stalltrakt mit 12 Außenboxen und ein Offenstall für die Aufzuchtpferde angebaut worden. In der Stallgasse mit 25 Innenboxen stehen die auszubildenden jungen Stuten, aber auch die übrigen Berittpferde. Boxen mit Sichtschutz bieten die Möglichkeit auch Hengste aufzustallen. „Wir haben immer etwa 15 Pferde unter dem Sattel, mal mehr mal weniger. Dazu gehört auch die Vorbereitung von Hengsten auf die Körungen. 2013 hat der Stall Engelmann den Siegerhengst für einen Kunden vorbereitet und auf der Körung vorgestellt. In diesem Jahr sind zwei junge Hengste in Redefin präsentiert worden. Die Außenboxen werden vor allem von Pensionspferden genutzt, aber auch ältere Pferde und allegische Pferde stehen dort. Neben der Reithalle mit den Maßen 20 x 40 Metern steht für das ein Springplatz zur Verfügung der 55 x 55 Meter misst.

Sandra

Prinzipien der Haltung
Zu der Anlage gehören 14 ha Weidefläche. Damit auch die Hengste Auslaufgenießen können, hat die Stallbesitzerrin ein Hengstpaddock errichtet. Ein absoluter Muss ist für Sandra Engelmann der tägliche Auslauf der Sportpferde. Die Zuchtstuten haben ein eigenes großes Areal auf dem sie gemeinsam laufen. „Ich finde es sehr wichtig, dass die Sportpferde jeden Tag raus gehen. Auch im Winter, bei Schnee - dann gibt es dicke Decken drauf. Egal ob sie A-Springen oder S-Springen gehen, die Sportpferde gehen bei uns einen halben Tag raus." Rund 25 Veranstaltungen werden jedes Jahr mit den Berittpferden wahrgenommen - Stutenprüfungen, Stuteneintragungen, Hengstkörungen. Da sich der Schwerpunkt auf die Vorbereitung junger Pferde verlagert hat, ist die Turnierteilnahme ein wenig in den Hintergrund gerückt.

Pferde und Fußball
Dass Sandra Engelmann ihren Turnierkalender ein wenig anders plant, liegt aber auch an Sohn Oliver. Der siebenjährige ist in diesem Jahr zur Schule gekommen und spielt leidenschaftlich gerne Fußball, und das bereits. seit drei Jahren. Mutter Sandra muss dann auch mal mit zum Fußballturnier. Für Pferde interessiert sich der Nachwuchs im Hause Engelmann weniger. Er hat jedoch ein eigenes Shetty, auf dem er manchmal unterwegs ist. Gelegentlich fahren Mutter und Sohn auch mal mit dem Shetty und der Kutsche eine Runde in den Wald. Doch das Herz von Oliver schlägt für den Fußball. Mittlerweile hat er zwei Mal in der Woche Training und zu Turnieren fährt er derzeit häufiger als seine Mutter. Sowohl im Sommer wie auch im Winter, schließlich gibt es auch beim Fußball Hallenturniere. Die Pferde kommen trotzdem nicht zu kurz. Sandra Engelmann weiß, dass sie sich auf ihr Team verlassen kann. Ihre Angestellten widmen sich rund um die Uhr dem Wohl der Pferde. Qualität ist hier eben oberstes Gebot.

Stephanie Sieckmann
12/14 - MECKLENBURGER PFERDE

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